Dienstag, 13. Oktober 2015


Warum auf English einfach alles besser klingt   - oder "ich hasse diese verfuckten Anglizismen"


Also ,es ist ja so, dass ich mulit-kulti wirklich liebe. Und mein Englisch ist auch nicht das Schlechteste..und ich bin ja selbst eine von denen, die immer alles mögliche  englisch benennen. Aber irgendwie  ist manches dann doch Too Much und ich bin  in meinem Alter obviously teilweise überfordert mit unserem innovativen Sprachgebrauch.


Ich mein, es sieht ja auch immer tausend mal wichtiger aus, wenn man englische Begriffe wählt, und es hört sich besser an, and more business-like,  keine Frage. Aber muss einem denn wirklich so jedes Wort deutscher Herkunft peinlich sein? Muss es? Wirklich?
Ok, dann geht's jetzt mal los mit "learning by doing".

Früher - als ich meinen Bürojob erlernte, hatten wir einfach Besprechungen. Heute gehste natürlich in ein Meeting. Ein Meeting...Hmh. Ein Meeting ist für mich ein Treffen, vielleicht mit Freunden oder meiner buckligen Verwandtschaft. Nee, jetzt sind das die Besprechungen uffe  Schicht. In denen geht es dann um Gender Main Streaming- mit dem Beamer und der hub-gepatchten Verbindung zum Internet. Hab ich jetzt den Backslash vergessen beim Schreiben? Backslasch....Hashtag...Was ist so furchtbar daran, einfach Schrägstrich oder Raute zu sagen?Ok, das ist uncool...Unkühl...verstehe.

Die Ergebnisse der Besprechung - des Meetings - werden dann im Sharepoint geteilt, im Teilerpunkt, und die Fotos in die Dropbox gestellt. Vom Notebook aus, also vom Notizbuch. Oder Laptop. Vom Rechner halt. Die Facility Manager haben alles vorab organized: Flipcharts, White Boards, Conference Corners. Stand vorher alles auf ihrer To-Do-Liste. Im Task-Manager.... Auf ihrem Aufgabenzettel, herrgottnochmal. Per Outlook mitgeteilt, per Ausguck also.
Man könnte das auch alles einfach auf Deutsch sagen. Klar, Englisch ist Weltsprache und wenn einer kein Problem damit hat, dann ich. Aber manche Dinge versteh ich dann auch einfach nicht mehr, die jungen Leute, die Upcomer, können das natürlich deutlich besser.....und dann stehste da - und fängst an zu googlen - also die Suchmaschine zu bedinen. (ok, ja, Google isn Eigenname, angekommen)  Im Internet. Geht ja alles, kein Problem, aber was, wenn einer jetzt mal echt nicht so gut englisch kann? Oder am Ende kein Internet hat? Also nicht online gehen kann? NIcht auf Linie...Damit fing ja sowieso alles an, mit "Please hold the line" in der Telefonleitung...Bitte halten Sie die Linie...Ja, und der, der nicht online ist, Ist der dann fürs öffentliche Leben komplett ungeeignet?
 Nach dem Job, also nach der Arbeit gehste vom Office raus zum  chillen, hang out, WHATEVER (irgendso was.) Der eine oder andere geht in den Pub am Abend. in den Pup? Vorher hat er vielleicht noch im Drugstore ein paar Dinge eingekauft. Im Drugstore? Drogenkaufhaus? What is it?
Oder das Warenangebot, über das wir uns informieren: Frauen kaufen Shapeware in nude...
Shapeware in nude klingt natürlich definitv besser als "Bauchweg-Schlüpper" in Hornhaut-umbra. Ist aber dasselbe.Oder der Body. Leute, ganz ehrlich - ein Body ist einfach ein Korsett. Aus die Maus. Hört sich aber nicht gut an. In den Katalogen der 60er Jahre stand das auch noch so: Korsett, hochhackige Schuhe, Röhrenhosen und falsche Wimpern.  -  Body,  High Heels, Leggins, dazu false Lashes....Dann biste hipp gestylt. Also du bist einfach aufm Laufenden zurecht gemacht.Adrett geleidet sagte man früher.
Im Urlaub, den wir online gebucht haben, mit unserer Credit Card (Kreditkarte klingt doch gar nicht so viel anders), gehen wir nach dem Wellness und dem Work-Out mit unserem Personal Trainer (das ist der persönliche Trainer, aber spätestens seit Madonna ist der Begriff out -also aus) in die Beach Bar, nachdem wir bei Rent-a-Car ein Auto gemietet haben... Ja, "Rent" ist mieten, hat nichts mit Rente zu tun. Hat aber auch schon so mancher falsch (false) verstanden.
Wenn wir zurück fliegen, machen wir auch hier den Check in und legen die Boarding Card vor.
Ready for take off....
Aus der Vacaition zurück  haben wir alle unsere ups and downs, nicht einfach Hochs und Tiefs, manch einer leidet gar unter Burn out, man könnte auch sagen, er ist schlicht aussgebrannt. Klingt aber doof. Doesn't sound well. (so to say).
Das daran geknüpfte  Coming out oder Outing ist auch gern genommen...ich oute mich jetzt mal: ich "ausse" mich. Ich komme raus. Woraus eigentlich?Ich schreibe meinen Blogspot....das ist ein Internet-Tagebuch-Punkt. Issn bisschen lang, seh ich auch so. Und Blogspot klingt auch einfach besser. Aber weiß wirklich jeder, was genau das ist?
Liest das  dann am Ende kaum einer, weil er nicht weiß, was es damit auf sich hat?
und wieso nenn ich den" happinessasajourney" statt "Glückseeligkeit als eine Reise"? Weil's einfach besser klingt- und so sehr mich das im Alltag manchmal nervt, ich muss einknicken und zugeben:
Diese verfuckten Anglizismen haben einfach den hipperen Sound..Und "verfuckt" möchte ich sowieso nicht übersetzen ins Deutsche, das wär hochunanständig.....ich hab's begriffen.....Definiteley!

Satire off
http://www.hebbelschule-kiel.de/Fachschaften/images/englisch.jpg






Donnerstag, 3. September 2015

Warum bei der Telekom einfach immer NICHtS geht oder einfach wie früher "Tach, Post"


Wer kennt sie noch, diese Sendung aus den 80ern mit dem Titel "Wie bitte???", die sich mit Kuriositäten in der Servicewüste befasste?  Mit einer Extra-Rubrik für die Post? "Tach Post" hieß das damals.


Na, klingelt's?


Die Post umfasste - für die jüngeren Leser - ja  damals auch die Telekommunikation, also die Telefoniererei. Es gab IMMER nur Theater bei "Tach Post", aber so richtig. Und jeder Beitrag endete mit "Wie bitte????"


Heute ist ja alles etwas moderner und es ist nicht mehr die Post sondern die Telekom und jeder Beitrag endet nicht mehr mit "Wie bitte???" sondern mit "Hallo???? Geht's noch???"
Kommt aber aufsselbe raus und NEIN, ES GEHT NICHT. Es geht so gar nicht.


Hier mal ein Auszug aus meinem Telekomtagebuch:


Die Telekom ruft mich an. Hier zuhause. Schön. Ich habe eigentlich gar keinen Bock auf die, weil die so gar nicht kooperativ sind mit dem Herausrücken von neuen Mobiltelefonen zu günstigen Konditionen. Jedenfalls nicht bei Stammkunden, nur bei Neukunden.


Ich habe auch keinen Bock auf die, weil ich aktuell mit meiner Schulterabrissfraktur und der dadurch bedingten Medikation derart  gebeutelt und benebelt bin, dass ich eigentlich quasi im Wachkoma liege. Ich bin also, formulieren wir es mal so, gar nicht so richtig aufnahmefähig.


Ich sage das der Dame auch gleich, dass ich eigentlich keinen Kopf dafür habe und außderdem generell keine Geschäfte am Telefon abwickele. Die Dame ist aber - wie das so üblich ist in der Branche,  hartnäckig. Sie ist aber auch wirklich sehr sehr nett.
Sie möchte mir ein Angebot unterbreiten, das so gigantisch sei, dass ich es gar nicht abschlagen könne. Gut, hören wir uns das mal an. Zeit hab ich ja. Wenn ich was habe, gerade, dann Zeit.
Sie erklärt mir alles und gibt mir Sonderrabattierungen, ich höre mir das wider Erwarten alles an und komme schließlich zu dem Ergebnis, dass es doch ganz gut zu sein scheint, weil mein Internet, wenn es denn funktioniert, extrem langsam ist, mein Festnetzanschluss permanent rauscht und ich dann auf dem Handy auch gleich mal eine Allround-Flat hätte, all das für nur 8 Euro mehr im Monat. OK. Das klingt mal ganz gut, zumal ich auf den Mehrbetrag  auch regelmäßig komme, wenn ich meine Freiminuten verballert habe.
Also: Ein fall von BAM. Machen wir.
Das einzige, was ich jetzt noch tun müsse, so die freundliche Dame - ich müsse noch die und die Nummer anrufen und dort sagen, dass Handy- und Festnetztarif jetzt zusammengefasst werden unter Mangenta Schieß-Mich-Tot.


Ich habe  eigentlich gar keine Lust, da anzurufen, wieso muss ICH mich jetzt noch kümmern, nachdem DIE MIR einen Vertrag aufgeschwatzt haben? Aber gut, ich bin ja nich so und die Nummer ist ja auch kostenfrei.
Ich rufe da an. Der Kollege, den ich am Telefon habe, pöbelt ich gleich an: " Ja, was? Hamse keine Kundennummer parat?"
"Nee, aktuell jetzt nicht, müsste ich raussuchen."
"Das kann ja wohl nicht wahr sein, jeder normale Mensch, der bei der Telekom anruft und was will, hat seine Kundennummer parat."
"Guter Mann, das mag sein, aber ich habe nicht bei der Telekom angerufen und wollte eigentlich auch gar nichts von ihr, die haben bei mir angerufen und wollten was von mir. Mir nämlich einen neuen Vertrag anbieten, an dem sie mehr Geld verdienen. Ich habe die Kundennummer von der Telekom nicht rund um die Uhr vor mein Gesicht getackert."
"Ja, was wolln se denn?"
Ich erwähne  das Gespräch mit der freundlichen Kollegin XY und bitte ihn um die Zusammenführung jener beider Verträge.
Man muss ja nicht grad meinen Namen singen, in so einem Telefonat, aber dass Respekt  und Höflichkeit hier absolut als überbewertet emfpunden wird, damit hatte ich auch nicht gerechnet, zumal ich doch da seit hundert Jahren KUNDE  bin.
Er wieder: "Das mach ich nich! Das würde kein normaler Mensch machen!" (ich hab keine Ahnung, warum der Kollege seine Normalität immer so betonen muss...)
"Meinen Sie das ernst? Gut, dann verbinden Sie mich bitte zurück zu Frau  XY."
"Das geht nicht!"
"Warum nicht?"
"Das geht hier nicht, ist eben so."
"Ah ja. Wissen sie was? Ich finde einen anderen Weg. Legen Sie sich wieder hin."


Ich rufe gleich noch mal ein, weil ich ja sicher sein kann, dass bei "Tach Telekom" nie derselbe Mitarbeter zweimal hintereinander dran ist.
Wieder eine freundliche Dame. Ich schildere mein Problem. Ja, das könne sie sich auch nicht erklären, sie hat von dem ganzen Auftrag keine Kenntnis.
Gut, dann Plan B (ich erwähnte ja an früherer Stelle bereits einmal, dass ich immer einen Plan B habe :-))
Ich sage der Frau, sie möge sich bitte kümmern. Sie soll die Kollegin kontaktieren und die bitte soll mich dann erneut kontaktieren. Machen wir so. GAR KEIN PROBLEM.
Frau XY ruft mich wieder an. Sie ist niedlich, diese trällernde Lady mit dem badischen Dialekt.
Ich äußere meinen Unmut. Aber ich bleibe immer freundlich bei sowas. Sie persönlich kann ja sicher nichts dazu.
Sie versteht die Welt nicht mehr und ich sage ich ganz klar, dass es mir unerklärlich ist , wie  man in einem und demselben Unternehmen drei Mitarbeiter sprechen kann und keiner irgendeine Kenntnis von der Atkivität des anderen hat.
"Es tut mir leid, aber die Telekom wird ihrem Ruf mal wieder gerecht. Geballte Inkompetenz!"
Man kann sowas freundlich sagen, aber manchmal muss es eben auch mal gesagt werden.
Frau XY kann sich all das auch überhaupt nicht erklären, sie spricht mit dem Chef, man entschuldigt sich bei mir für den "größten Fläääääägel dieser Anstalt" und ab.
Sie verspricht mir: Ich muss nun gar nichts mehr tun. Sie schicken mir den neuen Speedport und ich muss nichts weiter tun als die Stecker stecken. Das ist ganz easy peasy und geht sogar mit nur einem Arm. Na, dann harren wir mal der Speedports, die da kommen.


Das Ding kommt. Ich brauche ja nun aktuell für alles ein bisschen länger und brauche schon ne halbe Stunde, das Ding auszupacken. Nun liegt es da. In der Küche. Und glotzt mich an. Und ich glotze zurück. Mehr nicht. Warum? Ich weiß nicht, ich habe irgendwie ein total komisches Bauchgefühl. Irgendwie schau ich immer ganz schnell weg, wenn ich dran vorbei schleiche, wie Bridget, wenn sie um den Kühlschrank und die Schokolade kreist und immer ganz schnell wegschaut. "Das wird nichts, ich weiß es einfach"
Leider hat mein Bauchgefühl mich fast noch nie im Stich gelassen, vor meinem Bauchgefühl hab ich echt Respekt.
- Aber irgendwann musst du das Ding mal anschließen, Cordul. Du bezahlst dafür. -
Ja, ok, das stimmt. Es zu bezahlen und nicht zu nutzen, ist irgndwie auch sinnentleert.


Also der Tag X. Im Nachgang würde ich ihn eher als einen Tag XL oder sogar XXL bezeichnen.


TACH TELEKOM!


Es ist einfach. Idiotensicher. Auch für einarmige User. Geht alles. Stecker hier, Stecker da, Daten eingeben, easy peasy....es leuchtet, es funkelt, alles ganz toll.
Aber es geht nicht. Und zwar nix mehr. Kein Internet, kein Telefon. FUNKSTILLE.

Na, mal schauen, welch professionellen Mitarbeiter wir heute an den Draht bekommen. 0800.....
Bling bling  bling bling bling...willkommen bei der Deutschen Telekom...Wenn sie drei Äpfel wollen, drücken Sie die eins, wenn sie Orangen wollen, die zwei, Bananen sind grad aus, dürfen wir ihr Gespräch aufzeichen, tut uns leid, zur Zeit sind alle unsere Pläzte besetzt..Bitte warten sie einen kurzen Augenblick. Bling bling bling bling bling.....
Willkommen, Äpfel, Orangen, Bananen, 15 Minuten und dann: Bitte rufen Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder an.

Supn.

Aber gut, ich habe ZEIT. Und ich  brauche mein Telefon. Dringend. Und da ich ja diesen Bombasto-gigantischen Supertarif ohne die Konfiguration noch nicht habe, wird es mir auf Dauer auch echt ein bisschen teuer, alle meine Arzt- und Physiotherapietermine (by the way, nach der Nummer brauche ich auch noch einen beim PSYCHOtherapeuten) mit dem Handy abzutelefonieren.

0800.....
Bling bling bling bling bling....Willkommen...Äpfel, Orangen und - ah jetzt ja  "Sie haben drei gelbe Bananen gekauft"
Ich hab einen an der Strippe. Nennen wir ihn mal Herrn Zerpsilon. Herr Zerpsilon ist offenbar davon überzeut, dass User gleich Loser heißt und nimmt mich nicht zunächst nicht so wirklich ernst. Er fragt mich auch, ob die Stecker wirklich drin stecken. JA.
Und ich müsste ja auch zusätzlich auf Seite Sowieso (auf die ich ja mangels Internet gar nicht komme) noch das Passwort eingeben, das ich von der Telekom bekommen habe, als ich den Anschluss neu bekam. Ach echt? Das ist ja nun aber mal 5 Jahre her, den hab ich auch nicht immer vorm Gesicht. Aber ich kann ihn raussuchen.
OK...raussuchen. Ich sehe Herrn Zerpsilon vor mir , wie er mit den Augen rollt und denkt: "Was ein Honk"

Erst  bei unserem vierten Telefonat scheint er mich ernstzunehmen. Nachdem ich viermal das Passwort eingegeben habe, funktioniert es aber immer noch nicht. Und jetzt. Ich Honk? Mann weiß es nicht. Herr Zerpsilon hat mich aber mittlerweile ins Herz geschlossen und telefoniert ganz gern mit mir - jetzt , da er weiß, dass ich gar nicht so blöd bin. Es liegt nämlich gar nicht an mir. Ich habe viermal hintereinander alles richtig gemacht.

Und jetzt?

"Dann verbinde ich Sie jetzt mal mit der Technik...."Bling bling bling bling bling...Äpfel, Bananen, Leine halten, Herr Edevau berät mich. Ja, hmh...also, das liegt daran, dass mein Vertrag nicht ausgeführt ist. Nicht freigegeben sozusagen.

WIE BITTE?
Mittlerweile sind STUNDEN vergangen, ich glaube drei.
Der Vertrag ist in die Fehlerschleife geraten, das ist halt so, man kann es auch nicht erklären, weshalb, aber es ist so und deswegen geht es nicht.
Ah ja. Danke fürs Gespräch. Mittlerweile bin ich von der ganzen Arie so genervt, dass ich Herrn Edevau am liebsten vorschlagen möchte, das ganze Gesumpel in die Apotheke zu bringen und ein Zäpfchen davon machen zu lassen. Soll ich das jetzt, immobil wie ich bin, wieder zur "Tach Post" schaffen???

Aber Herr Edevau ist echt gewitzt. Der hat auch Plan B:
Ich soll den neuen Router nutzen, aber den Splitter dazwischen schalten und das Telefon extra laufen lassen, analog also. Der Kabelsalat in meinem Flur gibt mir den Rest. Es muss ja aber alles ganauso da liegen bleiben, weil ich ja nur mit dem LAN-Kabel ins Netz komme, um weitere etwaige Passwörter einzugeben.  Alles auf dem Fußboden. Speedport, Laptop und tonnenweise Kabellage.

Wir hoffen mal, dass ich nicht nachts, wenn ich auf die Toilette muss, im Halbdunkeln darüber falle und mir die andere Schulter auch noch breche. Wäre suboptimal.

Aber so machen wir das. Super.
Nochmal auf deren "nicht vertrauenswürdige " Seite, so sagt mein Rechner, noch mal alles eingeben. und - YES, we can. Es funzt.
Aber mein Bauchgefühl ist immernoch komisch.
Dann geh ich nach 3 einhalb Stunden mal einkaufen. Hackenporsche to go. Prima.
Komme zurück.....No... we cannot.
Herr Zerpsilon hat mich mittlerweile so lieb, dass er noch mal anruft, zum 5. Mal. Ob denn jetzt alles gehe.
Nein. Ich sage ihm unmissverständlich, dass ich ihm sehr dankbar für seine Bemühungen bin, mir aber dennoch gerade mein Allerwertester zu platzen droht.
Man könnte auch sagen: Es ist zu besorgen, dass mir der Arsch platzt! Aber wir bleiben ja höflich.
Herr Zerpsilon verbindet mich jetzt an FRAU Eitieh. Wow, Frau Eitih ist die beste "Tach-Telekom-Erfahrung" in dieser Angelegenheit.
Sie checkt da irgendwas online und lacht: "Ja, nee, is klar, das kann bei Ihnen gar nicht funktionieren. Da stimmt was mit den Leitung nicht."
"Aha. Dann kann ich also mein Passwort eingeben, bis mir kleine Engel ausm Hintern fliegen und es passiert mal so gar nüschte?"
"Rrrrrichtig.  Da muss n Techniker raus."

WIE BITTE? 

 
Aber Frau Eitieh ist echt super, kompetent, verständnisvoll und auch noch witzig dabei.
Ich sage ihr, dass ich für diesen Techniker nicht eine Drachme bezahlen werde, und das versichert sie mir auch. Aber Frau XY von der Tach Telekom hatte mir vergangene Woche auch versichert, dass alles easy peasy funzt. Also mit easy-peasy funzen hatte es jetzt nicht soooo viel zu tun.

Ach, siehe da, und dann entdeckt die Frau Eitieh noch was.

"Frau Dietrich: Das kann sowieso alles nicht gehen. Die Freischaltung ist erst zum 10.09.2015.
Vorher geht da sowieso nichts. hat Ihnen das niemand gesagt?"

NEIN. DAS.HAT.MIR.NIEMAND.GESAGT. (steht auch nicht im Kleingedruckten)

Neben einer nicht zu knappen Gutschrift von "Tach-Telekom" erwarte ich aber vor allem eine Einladung zu deren nächstem Betriebsausflug. Die meisten Mitarbeiter kenn ich ja nun schon......

Samstag, 13. Juni 2015

"In Bad Nenndorf gibt es eine Kneipe" oder" von der miesesten Spielunke zwischen Bombay und Kalkutta"


Hier eine Zeitreise in die 90er
In Bad Nenndorf gibt es eine Kneipe. Das ist natürlich nichts besonderes, es gibt überall irgendwelche Kneipen, doch der Container in Bad Nenndorf ist schon so ein Kapitel für sich. Schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass wir  ihn auch " die miesesete Spielunke zwischen Bombay und Kalkutta" nennen.

Wir gehen trotzdem dortahin. Oder gerade deswegen. Im Container trifft man eingentlich nur Schicksale, und wird vermutlich, wenn man einmal begonnen hat, dort hinzugehen, unweigerlich auch zu einem solchen.

Es macht irgendwie ein bisschen einen düsteren Eindruck, wenn man den Laden betritt, gleich wohl er so urig und saugemütlich ist. Es sind viel mehr diverse Gestalten, die einem schon beim Reingehen erschaudern lassen. Nicht alle. Aber so manche.

An  der Theke sitzt ein Riesenmenschenpulk, man braucht nicht lange, um festzustellen, dass sie alle bereits mehr als benebelt sind. Auch der Wirt, der den Zapfhahn bedient, ist für mein Empfinden nicht mehr nüchtern. Es stellt sich die Frage, warum man fast nichts versteht? Ist es, weil sie alle betrunken sind oder ist es, weil mindestens zwei Drittel der Gäste Engländer sind? Oder ist es, weil von den BETRUNKENEN zwei drittel BETRUNKENE ENGLÄNDER sind?

Aber das macht rein gar nichts, die Schicksale verstehen sich auch ohne viel Gerede, da wird dann notfalls einfach mal zugefasst, es gibt da ja durchaus Möglichkeiten, das wird dann entweder erwidert oder aber es gibt eine kleine Schlägerei, wer weiß das schon. Irgendwas wird schon passieren.

Ich sehe mich um:
Ganz hinten sitzt eine Menge Kids, die maximal 13 Jahre alt sind. Sie spielen Karten. Um Geld und Alkohol. Ob das so der richtige Einstieg in die Welt der Erwachsenen ist? Man weiß es nicht...
Früher oder später werden genau diese Kids in dieser Keipe vor der Tür rumkriechen und halbkomatös nach ihren Kontaktlinsen suchen....

Alle paar Minuten wird es  furchtbar laut, man versteht sein  eigenes Wort nicht mehr, weil die "Kanisterköppe" (so nannten wir die Engländer liebevoll) irgenwelche Top Ten Hits mitgröhlen, die gerade im Radio laufen. Ja, das ist auch so ein Markenzeichen des Containers: Die ganze Nacht läuft das Radio, vielleicht, damit die Gäste irgendwann morgens mitbekommen, dass ein neuer Tag begonnen hat und sie zur Arbeit müssen (wenn sie denn eine haben....)

Ein Schicksal sitzt auf dem Barhocker und plaudert mit sich selbst. Es ist Stesenbiel, der heißt bei uns so: Stesenbiel - Besenstil, weil er immer so dasitzt, als hätte er einen solchen verschluckt. Kerzengerade.  Das gibt es ja öfter, dass man der einzige ist, der sich versteht, im Leben. Hin und wieder versucht er dennoch, auch an den Gesprächen anderer teilzuhaben, aber die Konversation ist in seinem Zustand doch ein wenig erschwert. So ist es denn doch wesentlich einfacher, sich selbst etwas zu erählen...
Irgendwann ist er sich jedoch nicht mehr einig mit sich, es kommt zum Streit:  Stesenbiel fällt lautlos vom Hocker; keiner nimmt das auch nur annähernd zur Kenntnis, er verharrt eine Weile auf dem Fußboden und  noch während man sich fragt, ob er verletzt oder gar bewusstlos ist, räkelt er sich, steht auf, als sei nie etwas gewesen und bestellt den nächsten Halben.
WIR SIND JA NICHT ZUM SPASS HIER!
Die Wirtin empfiehlt dem Schicksal an, sich eine Taxe zu rufen. Irgendwann, nach noch ein paar Bieren, ist er verschwunden, ob nun mit dem Taxi Hach hause oder mit einer Schnapsflasche auf der Toilette oder bei einem anderen Schicksal, das weiß keiner so genau.

An der anderen Seite der Theke sitzen noch zwei Schicksale. Weibliche in dem Fall. Es sind generell viele weibliche Schicksale dort, was möglicher Weise darauf zurück zu führen ist, das besagter Gastwirt ein ziemlich gutaussehender und auch lustiger Typ mit südländischem Touch ist. Ein Olivenbaron, so stellt sich später heraus (will sagen, griechischer Abstammung).
Viele der weiblichen Schicksale haben ein Auge auf den Olivenbron, und sitzen da - ja, sit and wait - so würde Sidney Youngblood es beschreiben. "All we can do, is sit and wait..."
Genau so wie ich, denn auch ich finde den Olivenbaron ziemlich süß.
Gottseidank hat das außer mir nie einer gemerkt.



Zurück in die Zukunft: Die Engländer sind auch immer sehr charmant, zumindest zu den Frauen, und großzügig. Sie sind sehr großzügig. Sie geben einen nach dem anderen aus, sie haben alle Deckel, und auch der Olivenbaron ist großzügig, obwohl man die Dollerzeichen in seinen Augen funkeln sieht, aber er wartet immer geduldig, bis die lustigen Engländer einmal im Monat ihre Kollekte eingewickelt bekomen-und - ihm dann postwendend sämtliche Trinkschulden auf den Tisch des Hauses bar auskehren. Eine Win- Win-Situation...

Die Engländer sind freundlich und sie sind gute Tröster. Wenn mal wieder ein weibliches Schicksal verloren rumsteht und Gnaste hat, weil der Baron sie nicht zur Kenntnis nimmt, dann stehen immer schon zwei nette "English Man in Contain´ "  bereit, um zu trösten. So auch in diesem beobachteten Fall, wo die junge Frau, die rechts einen an sich hängen hat, die Hände unter ihrem Pullover vergraben,einen weiteren auf der anderen Seite, seine Lippen hängen an  ihrem Hals.

AU BACKE.

Ein Taxifahrer kommt rein und  will die beiden Typen abholen, die  angerufen hatten, volltrunken. (also die Typen, nicht der Taxifahrer) Ich frage mich nur , woher diese Burschen soviel Geld für Alkoholmissbrauch und Taxe haben, ich kenne die beiden eigentlich nur als Stammgäste im Sozialamt, wo ich arbeite.
Die beiden streiten sich mit dem Taxifahrer, der es offensichtlich sehr eilig hat, denn sie haben es ich anders überlegt: Sie möchten nun doch noch etwas bleiben, sie holen zwei Dosen Pilsbier aus ihrer Alditüte, stellen den Ghettoblaster ab und zünden sich 'ne Kippe an. Jetzt wird der Taxifahrer richtig sauer. Und der Olivenbaron erst! Es gibt Fratzengeballere. Die Taxiuhr tickert. Morgen werden die wieder bei mir im Amt stehen und Geld für Hundefutter brauchen, ja, nee, is klar.

Ich muss auf die Toilette.
Grund Gütiger, was ist das? Zwei Toiletten, aber auf keiner ist eine Klobrille. OK, dann geh ich eben auf DIE von beiden, die man immerhin abschließen kann, aus der ein sehr beschwingtes Pärchen austritt,  und verrichte - halb stehend -  mein Geschäft.

Als ich wieder hoch komme, steht dort mein "Lieblingsschicksal". Der Mann ist immer melancholisch, immer traurig; aktuell hatte er ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau, die ihn  aber nun verlassen hat. Hat er mir alles erzählt. Hier erzählt einem fast jeder alles, nur eine Frage des Pegels. Je länger du da bist, desto mehr Schicksalsgeschichten kennst du.  Dieses Schicksal  hält fest an seinem Weinglas. Eigentlich darf er gar keinen Alkohol trinken, aus gesundheitlichen Gründen, aber hin und wieder muss man sich mal narkotisieren, bei so einem Kummer. Natürich kann ich das verstehen. Was ich nicht so ganz verstehe, ist, dass er nach dem dritten Glas Wein seine große und einzige Liebe offenbar vergessen hat und es bei mir versucht.

Ich bin mittlerweile etwas desorientiert, es ist brechend voll, ich sehe meine Leute nicht, von einer Seite fasst einem irgendeiner ans Hinterteil, von der anderen säuselt einer einem unmoralische Angebote ins Ohr, ich fühle mich irgendwie grad etwas verloren.

Dann kommt eine alte Schulkollegin von mir. Eine ganz liebe, DIE AUCH? Auch ein Schicksal?
Nein, natürlich  sieht sie nicht wie eines aus, aber sie erzählt mir, dass sie nachmittags schon alle  da waren und ordentlich  Bacardi getrunken haben und dass man ihr um 15 Uhr schon einen Eimer Wasser über den Kopf schütten musste und sie deshalb jetzt so komisch aussieht. ICH finde eigentlich nur komisch, dass sie nichts weiter als einen Badeanzug anhat.

Eine andere Lady torkelt zu ihrem Auto. Alles guckt gespannt, ob sie JETZT in diesem Zustand noch selbst fährt. Und ich denke: Ey, Olivenbaron, wieso greifst du  nicht ein??Vermutlich hat er große Angst, dass sie erwaretet, dass er sie nach Hause fährt und dann auch gleich da bleibt. Bei der einen oder anderen hat das ja schon geklappt, aber bei dieser?  Ich glaub es nicht.

Jetzt kommt Chips. Das ist der einzige, dessen Namen ich nenne, weil er seit 20 Jahren nicht mehr hier lebt. Chips muss man aber kennen:  Chips hat Rosenmontag bei den Schicksalen einen Strip gemacht. Er stand dort auf dem Tresen und hat alles ausgezogen (gottseidank habe ICH das nicht gesehen. ) Aber Chips ist schwer in Ordnung. Und echt ein lustiger Vogel.
Er kommt auch aus England und arbeitet tagsüber als "Handlanger" auf dem Bau. Abends steht er dann als "Zulanger" bei den Schicksalen. Chips ist echt trinkfest, der kann eine Menge vertragen, sehr zur Freude unseres Olivenbarons, denn jeden Monatsanfang beginnt Chips  damit, wie seine Kollegen, die Altlasten im Container zu begleichen. Wenn er keinen "Soft Cookie mehr in the Head" hat, wie er selbst immer zu sagen pflegt. Immerhin: Chips bezahlt. Deshalb ist leider auch nie viel übrig,  von den 4000 DM , die er monatlich verdient.



Dann kommt Mr. Möchtegern-Womanizer. Er ist mal wieder auf Brautschau. Leider nimmt jender bei der Suche nur sehr geringfügig Rücksicht darauf, ob seine potenziellen Opfer in Beziehungen sind oder nicht. Das gibt regelmäßig Theater mit den Männern dieser Frauen  im Container. Stört aber Mr. Möchtegern-Womanizer nicht. Mich auch nicht, ich bin nicht sein Beuteschema.

Der Baron fragt mich zu fortgeschrittener Stunde, ob ich ihn nach Hause fahren könne. Er würde nicht mehr fahren wollen. Spricht ja  für ihn.
Ich dürfte dann auch seinen 560er Mercedes fahren. Hmh. Ich käme mir  dann sicher mal wieder vor, wie Bridget Jones, ich würde garantiert ein Schulterpolster in der Farbe Hornhaut-Umbra verlieren, mir würde mein Tagebuch aus der Tasche fallen, ein Tampon, das Zahnweiß oder irgend  so etwas...Aber ich könnte - ich könnte den Baron 5 Minuten lang mit dem Auto durch die Gegend fahren. Mit DIESEM Auto. Vielleicht könnten wir uns UNTERHALTEN?  Ach nee,vergisses, Cordula, lieber nicht. Unterhalten will  der sich jetzt eh nicht mehr. Und am Ende zersägst du das Auto oder du wirst  depressiv, weil er deine Schulterpolster gefunden hat auf der Taxifahrt  oder beides oder whatever. Ein Schicksal wirst du in jedem Fall sein danach. Also lassen wir das mal schön bleiben.
Irgendeine der Ladies wird ich mit Sicherheit anbieten. Da musst du dir wenig Sorgen machen.




OK, der smarte Grieche ist weg, nun kommt noch eine alte Bekannte von mir und ist in Spendierlaune und lädt alle ein. Macht sie eigenltich immer, wenn sie nicht allein sein mag. Ok, noch ein Sektchen für mich.

Dann kommt die Polizei. War wohl mal wieder zu laut. Stört hier weiter keinen, bei den Schicksalen liegt das an der Tageordnung. Bußgeld und ab. Wir haben es ja.

Als ich um halb zwei nach Hause komme, fühle ich mich bereits wie ein Schicksal. Und bei der Frage, was man denn am nächsten Tag tun könne, fällt mir folgender Satz ein: In Bad Nenndorf gibt es eine Kneipe.....

Nachtrag 2015: Das war 1995. Ich habe das vor exakt 20 Jahren genauso erlebt und niedergeschrieben. Es gibt Schicksale, jede Menge. Und es gibt DAS SCHICKSAL.
Die meisten der oben bechriebenen Gäste sind ganz normale anständige Leute, die arbeiten und im Leben stehen, so wie ich auch. Keine Schicksale.  Aber es war lustig, diese Geschichte wieder zu finden, über die Kneipe und den Typen, den ich damals auch "griechische Krankheit" nannte, wenn ich Gnaste hatte, weil er mich nicht beachtet hatte. Die griechische Krankheit ist ein genialer Kneipier. Ein gigantischer Koch. Pizzabäcker. Der beste. Ein lustiger, charmanter und intelligenter, warmherziger  Mann. Und er sieht immer noch verteufelt gut aus. Warum ich das so genau weiß? Vom Schicksal zum Schicksal: Der Olivenbaron ist jetzt "mein" Baron. Bei mir hat sich das "sit-and-wait"  gelohnt, obwohl ich ihn nie nach Hause gefahren habe.
In diesem Sinne: Jetzt brauchen wir nur noch die Kneipe wieder, und die "Schicksale"  von damals. Dann schreibe ich eine Fortsetzung - versprochen ;-)






Donnerstag, 21. Mai 2015

Von modeln und mogeln und Moppeln oder "ich habe heute leider kein Foto für dich"



Ein aktuelles Fernseherlebnis veranlasst mich, mal wieder einen blogspot zu schreiben. Was ist nur mit unserer Gesellschaft passiert??? Ich sehe eine Sendung im Fernsehen, in der sich eine Frau dem Chirurgen vorstellt und aussehen möchte, wie Barbie. Also exakt so. Genauso. Nicht haarscharf dran,  sondern haargenauso. Das männliche Pendent möchte aussehen, wie Ken.
Ach du Scheiße. Aber die machen das wirklich. Die geben richtig viel (also RICHTIG VIEL) Geld aus, um dann später so auszusehen. OK. Kann man machen, muss man nicht. Nun kennt ja meine Toleranz fast keine Grenzen. Nicht mal da. Aber ich frage mich ernsthaft: Was ist hier eigentlich los?  Und warum nimmt das immer größere Ausmaße an?
Die Leute kannste hinterher ohne Umwege auf die Geisterbahn schicken und die wissen das nicht mal.
Ich mein, wir sind ja alle unzufrieden mit uns. Besonders die Frauen. Ist doch Kacke. Ist doch wirklich so richtig KACKE. Wir überprüfen uns ,wir haben Komplexe, wir gängeln uns, nur um einem Schönheitsideal zu entsprechen, das es in den Augen der meisten gar nicht gibt. Es gibt es gar nicht. Ok, für die meisten von uns hat sie kein Foto. Und wenn sie eins hat, dann hat es vorher Kilometer durch Photoshop gemacht. Ist DAS erstrebenswert?
Wir fühlen uns wie Bridget Jones, die jeden Tag ihr Gewicht notiert, wir kaufen Shapeware, um Bäuche oder sonstwas zu vertuschen, wohin soll das noch führen? Habt ihr die mal gesehen? Wir Frauen kaufen ja fast alle gerne diese A- bis Z- Promi-Zeitschriften, einfach, um sicher zu gehen, dass die auch alle ganz "normal" aussehen, wenn sie nicht geschminkt und nicht in die Corsage gepresst sind. Das tut gut. Weil die dann einfach so sind , wie wir. Oder schlimmer. Aber was ist schlimm? Wer gibt das vor? Ich finde auch die nicht schlimm. Hat nicht jeder Mensch, egal, ob Mann oder Frau, etwas schönes und etwas Unschönes? Doch. Hat er. Glaubt es. Jeder. Wir sind alle einzigartig und das ist auch gut so.
Aber warum nur sind wir alle nicht zufrieden? Weil Heidi kein Foto für uns hat oder hätte? Früher aßen die Mädchen Zuckerwatte, heute essen sie nur noch Watte, ohne Zucker, weil Watte keine Kalorien hat. Aber sie füllt den Bauch. Wir freuen uns auf unsere Urlaube, aber wir haben noch nicht die Bikinifigur. Was wir brauchen, ist nicht die Bikinifigur, sondern den Figurbikini. Jede von uns braucht den Bikini, der ihrer Figur gerecht wird. So einfach ist das eigentlich. Aber so einfach wird es uns nicht gemacht oder machen wir es uns selbst nicht. Jede möchte die Schlankste sein, die mit den größten Brüsten und den längsten Haaren. Ist aber nicht jede. ganz einfach. Und die Männer? Jeder will das Sixpack, groß, beschützerlike. Ist auch nicht jeder. Kannste nix machen. Ach so, doch, kannste ja. Vieles kann man kaufen. Barbie, Ken...wenn man genug Geld hat.Ich weiß nicht, was ich alles täte, wenn ich das Geld hätte. Und die Frage ist: Wo fängt es an?
Wir färben uns die Haare, ist hochnormal, die Wimpern, die Augenbrauen, wir lassen uns die Nägel pimpen. Ich habe nicht das Recht, zu sagen: Was ist ok und was nicht? Aber ich habe das Recht, mich zu fragen "How is this going to end?". Und das macht mir Angst.
In Teilen Afrikas gelten runde Frauen als das Größte. Toll. Ich kann jetzt aber nicht nach Afrika gehen, um mein Ego zu pushen. Denn ich wohne ja hier und hab hier meine Familie, meinen Job, meine Freunde. Was tun?
Einfach so sein, wie wir sind. Wie großartig fand ich immer diese Dove-Werbung mit den "alten" und "dicken" Frauen (keine von denen ist WIRKLICH alt oder dick)...Aber dann kam auch dieser Lug ans Tageslicht. Die Frauen sind normal. Aber die Fotos sind gefaked...Ihre normalen altersangemessenen Rundungen und Falten werden hinten zusammen gebunden, getaped und versteckt. Wieso verarscht ihr uns so? Wieso? Denn DAS ist  die Mehrheit der Menschen und nicht die, für die es ein Foto gibt, von Heidi.
Ich kenne viele Menschen. Viele Frauen. Solche und solche. Dicke und schlanke. Mit langen Haaren, mit kurzen. Die eine hat nen großen Po, die andere dicke Hüften. Die nächste dicke Beine. Wieder eine andere ist mega-dünn und unglücklich darüber, sie trinkt Sahne, um uzunehmen. Klappt nicht. Wieder eine andere ist depressiv, weil sie dick geworden ist. Dick geworden durch Medizin...was ihr natürlich keiner glaubt, weil es einfacher ist, sie als undiszipliniert abzustempeln. Ich weiß aber, dass es so ist. Und ich habe Mitgefühl. Ich habe auch Mitgefühl mit der, die mit 40 noch mal eine Zahnspange tragen muss. Sieht doof aus. Ja, klar....Aber vielleicht wir mit 45 aus ihr "The Swan". man weiß es nicht.
Was zum Henker machen wir da mit uns? Wollen wir nicht alle einfach nur leben und glücklich sein? Und möglichst zufrieden? Auch mit uns? Am Strand rumlaufen im Bikini, damit wir großflächg braun werden, und uns keine Sorgen mache?? Wir machen uns aber immer Sorgen, die Frauen mehr als die Männer. Schade auch.
Wenn wir verliebt sind, alles ist neu und frisch, dann geben wir uns noch mehr Mühe als sonst. Auch hochnormal. Aber wollen wir nicht alle einfach nur mit unserem Partner gemeinsam alt werden und uns immernoch liebaben? Egal, wieviel Kilos, egal, wieviel Bauchfett (auch das misst ja die großartige Personenwaage)...und egal, wie viele Falten???
Hmh.
 Wir lassen alle nach. Normal. Wir kamen runzelig und schrumplig zur Welt und so werden wir von ihr gehen. Was dazwischen liegt, ist einfach ein Zeitspiel. Mal hat man mehr Einfluss drauf, mal weniger. Ist so.
Wir werden alle unsere Zähne verlieren, im Alter, aus der Form geraten, schrumpelig werden, Cellullite  bekommen, weiße Haare, gar keine mehr, whatever. Bei dem einen oder anderen lässt sich das länger aufhalten, weil er Geld hat. Beim einen oder anderen wird es früher passieren, weil er krank wird....oder eben kein Geld hat.
Aber wir haben uns. Wir haben die, die wir lieben, die uns lieben und wenn wir Glück haben, dann sind das Gute. Dann sind das solche, die uns um unserer selbst lieben und ohne Zähne mit uns lachen können. Mit dem Fettgeschiebe am Bauch, den dicken Beinen, mit den breiten Hüfte, der Zahnspange , dem Haarteil oder den Falten. Oder dem dünnen Körper ohne Riesenbrüste. Oder und...  Denn die haben auch dann  noch ein Foto für uns.....
In diesem Sinne: Seid wie ihr seid, jeder ist einzigartig und soll sich dafür respektieren. Zeigt   eure Fotos.....

Donnerstag, 9. April 2015

Von leichter und schwerer Kindheit oder einfach nur „ums Quadrat“

Kennt ihr das auch? Wenn man im Supermarkt an der Kasse steht und die Kassiererin Gnaste hat? Also so richtig Gnaste. „LEGEN Sie die Flaschen bitte auf das Band!!!“ – „Kassenbon??!!!“  Hier nicht mehr anstellen!!!“


Oder die Arzthelferin: „heute ist aber gaaanz schlecht. Wir sind total überfüllt, der DOOOKTOOORRR hat erst in vier Monaten wieder was frei“ (da wird meine Grippe im Zweifel weg sein oder ich gleich mit….)
Ja, und dann der Ton dabei. Und die Geischtsausdrücke. Die Leute haben einfach Gnaste. Manche sagen „schlecht geschissen“.
Ich nenne es Gnaste. Das Wort ist einfach wie gemacht dafür und ich kann überhaupt nicht begreifen, wieso das vor mir noch keiner erfunden hat. Sie haben alle Gnaste. Warum nur? Und was kann ich dazu? Ich möchte diese Gnastköppe dann am liebsten fragen: Warum sind Sie so? Haben Sie schlechten Sex? Oder gar keinen? Oder hatten sie eine schwere Kindheit?
ABER: kannste ja nicht bringen. Nachher stimmt’s.


Also frage ich nicht, sondern freue mich einfach nur, dass ich keine Gnaste hab. Man ziehe gern den entsprechenden Rückschluss. 


Meine Kindheit war zum Beispiel echt geil. Jedenfalls meistens. Ich meine, es war anders als heute, ganz anders. Und wir hatten auch nicht besonders viel Kohle. Aber wir hatten Freunde. Also ich meine so richtige Freunde, welche, mit denen man reden kann. Die man anfassen kann. Nicht nur auf dem Bildschirm, sondern IN ECHT. Und wir hatten Phantasie. In der Glotze gab es fünf Sender. Die Fernbedienung, die mit einer Kabelschnur mit der Glotze verbunden war, hatte fünf Knöpfe. Vier graue und einen roten. Der rote war die Ostzone. Wenn meine Freundin und ich fernsehen durften, rannten wir wie die hammerkranken an das rechte Ende des Sofas und brüllten „ich sitz am Schalter“….
Das war cool…..Wir haben wie verrückt gezappt. Meistens saßen wir aber gar nicht vor der Glotze, sondern waren draußen im Grünen. Den Oberbegriff „Draußen im Grünen“ kennt man heute ja nur noch aus Quizduell auf dem Smartphone.


Wir hatten auch das noch in Echt, mit richtigen Tieren und Wiesen und Bäumen und Laub und so. Voll krass. Die Wiese z.B.: Das war UNSERE Wiese. Diese Wiese hieß „ums Quadrat“. So hieß die eben, weil man da immer ums Quadrat lief, wenn man drumrumlief. Die Weise war nicht quadratisch, sondern rechteckig, aber sie hieß eben trotzdem so.
Es gab auch einen Tierarzt. Das kleine Kapellenhäuschen im Kurpark in Bad Nenndorf, zu dem wir mit unseren Stofftieren gingen – es war der Tierarzt unseres Vertrauens.
Beim Tierarzt habe ich später meine ersten Kifferfahrungen gemacht und wild über das Geländer gekotzt.


Bei „ums Quadrat“ führten wir auch Theaterstücke auf. Im Kurpark spielten wir Moorleichen. Nicht Moorhühner am  PC, sondern Moorleichen, das ist um einiges cooler, weil da richtige Leute kommen und sich mit etwas Glück sogar richtig erschrecken! Bei uns wurde aber keiner erschossen. Wir deckten uns nur mit Laub zu und wenn Passanten kamen, mussten diese 30,00 Pfennig bezahlen, dann durften sie mal eine Moorleiche stöhnen hören. Wir lagen unterm Laub und stöhnten ein bisschenh herümlich. Es war ein bisschen wie im Videoclip Thriller von Jacko. Die meisten Leute fanden das sehr kreativ, sie haben alle bezahlt. (War ja bei Jacko dann später auch so). Bei „ ums Quadrat“ machten wir das ganz große Kino, wir verkleideten uns und spielten Theater. Ich war sicher, dass irgendwann jemand vorbei kommt und mich entdeckt. So gerecht musste die Welt einfach sein. Ich konnte so gut schauspielern. Ich war so kreativ. Aber ich musste auch immer das Geld kassieren. War ja auch normal. Ich war schließlich die jüngste. Und ich wollte ja dazu gehören, also musste ich mein Engagement regelmäßig mit Mutproben unter Beweis stellen. Ich musste zu den Omas und Opas, die auf den Bänken saßen, gehen und sagen: Sie können gern hier sitzen bleiben. Aber hier wird jetzt ein Theaterstück aufgeführt. Das kostet 50,00 Pfennig. War doch echt günstig, ich mein, was kostet heute ein Theaterbesuch?  Es war irre. Unsere Eltern brachten uns in keine KiTa, wir lungerten einfach bei“ ums Quadrat“ rum und gingen den alten Leuten auf die Nerven. Die meisten fanden uns süß. Aber eben nicht alle. Irgendwann kam die Polizei zu uns nach Haus. Mama sagte: Mein Kind, wir müssen uns mal unterhalten.“ Der Polizist war sehr groß und sehr ernst.
„Anführerin der Bande war ein etwa 6 jähriges Mädchen mit roten Haaren“ (das Ehepaar, das uns angezeigt hatte, hat nicht mal gemerkt, dass das ne Perrücke war :-D) So stand es im Protokoll. Verhaftet haben sie mich aber gottseidank nicht. Ich glaube, ich laufe auch nicht unter „vorbestraft“.
Ok, keine Theaterstücke mehr. Keine Moorleichen. Aber ich hatte schon damals immer Plan B!


Dann gehen wir eben aufs Dach. Unsere Nachbarn wohnten in einem sehr großen Haus mit 4 oder 5 Stockwerken. Darüber noch der Dachboden. Wir sind auf den Dachboden, von dort aus die Leiter hoch bis  ganz unters Dach und dann durch das Dachlukenfenster raus. Das war richtig hoch. Meine Freundin hat immer die Perlen von ihrer Stofftasche abgefrickelt, ich wette, die liegen dort heute noch. Wir saßen oben an der frischen Luft und konnten uns freier kaum fühlen. Wir konnten den Passanten fast auf die Köpfe spucken oder sie erschrecken. Ob es gefährlich war? GEFÄHRLICH????? Das war nicht gefährlich, das war lebensmüde. Aber keiner von uns ist runtergefallen. Nur einer hat dann mal gepetzt. Er sagte, er holt uns Schokoldade, sperrte uns von innen aus und holte die Vermieterin. Die fand es nicht so cool wie wir. Es gab keine Schokolade. Nur ziemlich langen Hafer.


Ok,  auch nicht mehr aufs Dach. Aber wir hatten irgendwie auch so noch genügend verrückte Einfälle.


V
Und wir hatten eine Badeanstalt. Früher hieß das nicht Freibad, es hieß Badeanstalt. Wir hatten eine Batze mit einem 50m langen Becken und richtigem Wasser drin. Chlorwasser.  150 von 100 Eltern würden heute den Bademeister verklagen, so wenig, wie er sich um die Panzen gekümmert hat. Und die Stadtverwaltung für die hohe Chlorkonzentration im Wasser. Es gab erstaunlich wenige Katastrophenfälle für diese Morbidität. Und wir waren wenigstens sauber hinterher  Wir durften einmal im Jahr mit Klammotten schwimmen. Wer in der Parkstraße wohnte, konnte direkt im Badezeug mal eben über die Straße. Wer im Marienweg wohnte, konnte über die Hecke machen und sparte sogar noch 80,00 Pfennig. War für mich ok,  dass ich aus der Parkstraße kam, ich hatte noch Rücklagen aus meiner Schauspielkarriere.


Tja, und wenn wir nicht schwimmen waren und nicht bei „ums Quadrat“ die Castingshows abdrehten, dann hatten wir auch noch ein Zelt. Also, was heißt wir? Tina hatte das Zelt. Tina war sowieso der Boss. Sie war die älteste. Alle wollten immer so sein wie Tina. Aber Tina war eben auch der Chef vonnet Janze. Ganz klare Ansage. Dann kam Tina ins Krankengehäuse. Die Chefin kriegte die Mandeln raus. Die arme Tina. Wir haben alle unsere Ersparnisse zusammengekratzt und Sachen gekauft, für Tina. U.a. einen Sheriffstern. Bei CeHa Bock. CeHa Bock war der Kaufmannsladen in Bad Nenndorf, in dem es einfach alles gab. Ich kaufte mit 7 meine Barbiepuppen dort und mit 17 meinen ersten Blazer. Zwischendurch Geha- oder Pelikanfüller und Geodreiecke. Bei CeHa Bock gab es alles.
Und ich kaufte die Sachen für Tina. Als Tina aus dem Krankengehäsuse kam, stellte sie fest, dass jemand während ihrer Abwesenheit „Boss“ in ihr Notizbuch geschrieben hat. Oh oh. Das gab Ärger.
Alle waren sich sofort einig, dass ich es war. Weil ich ja die jüngste war. Und ich war auch immer so harmoniebedürftig und so versöhnlich. Es war irgendwie klar, dass ich nicht widersprechen werde.
Ich musste drei Tage lang vorm Zelt sitzen. Versteht ihr? Ich durfte einfach nicht rein. Ich durfte mir nur ein Handtuch nehmen und reinschauen. Die andern 5 Mädchen saßen drin und spielten. Ich guckte zu. Drei Tage lang.
Leute, das war echt bitter! Echt mal. Ich meine, ich war 6. Oder vllt. 7. Passiert das heute einer 7 jährigen, geht die Mutter sofort rüber und die anderen Bastarde werden wegen Mobbing zur Verantwortung gezogen. Brauchten wir nicht. Mama hat eh gearbeitet, vormittags, und nachmittags den Haushalt gemacht. Und sie wird gedacht haben,  „dann werden die schon ihre Gründe haben“


Ich bin auch daran seelisch nicht zugrunde gegangen. Wirklich nicht. Obwohl ich 20 Jahre später erfahren musste, dass meine beste freundin damals, meine allerbeste freundin, fast eeine Schwester,das Buch bekritzelt und es nicht gesagt hat –dennoch: ich habe das gemeistert. Auch die schweren Dinge in der Kindheit. Denn so ist das nun mal im Leben. Ganz normal. Mal sitzt mal im Zelt, mal davor.


Und heute? Der Schalter vor der Glotze ist eine mobile Multifunktionsfernbedienung und  bietet 120 Sender. Ich schaue weiterhin 5 Sender. Ostzone ist jetzt MDR. Ums Quadrat ist weg. Dort stehen jetzt große Wohnblocks. Ganz modern. Der Tierarzt ist noch da, aber ich bin sowohl aus dem Alter der Stofftiere als auch dem des Kiffens raus. (schade eigentlich ;-)) Auf dem Dach sind wir noch mal gewesen, als ich 16 und Tine 18 war. Wir sind beinahe im Lukenfenster steckengeblieben, als wir wieder reinwollten,weil wir einfach andere körperliche Dimensionen angenommen hatten,  da werden wir mal keine Experimente mehr wagen. Die abgefrickelten Perlen der orangefarbenden Tasche meiner Freundin waren noch da. Die Badeanstalt ist lange rasiert, auch der Bereich ist großflächig bebaut. Über CeHa Bock kam die Planierraupe, es wurde ebengeschoben. Es brach mir das Herz. Wie eine Moorleiche fühle ich mich jeden Morgen. Theater ist das ganze Leben doch irgendwie und  ich hab auch immer mal wieder das Gefühl, nur VOR dem Zelt zu sitzen…..
 
…. die Haare sind  auch wieder rot….und ich habe keine Gnaste …


Montag, 23. Februar 2015

Von Hund und Katze, Schuld und Vorwurf oder "wie bei mir Dinge einfach verschwinden"

Ok. Warum eigentlich verschwinden in meinem Haushalt Dinge? Jeden Tag. Sogar jede Nacht. Wie geht das?
Da muss doch jemand sein, der die Dinge versteckt. Ist es mein imaginärer Freund Harvey? Ist es Billy Mahony? Ihr wisst schon, Billy Mahony, das ist der schräge Vogel aus dem Film „Flatliners“, von dem Kevin  Bacon immer auf den Ballon bekommt, weil er diesen als Kind gehänselt und gegretelt hat. Billy Mahony gibt es aber gar nicht.
Billy Mahony ist nämlich vom Baum gefallen im Film und verunglückt und gestorben. Außerdem gibt es Billy Mahony ja sowieso nicht, Flatliners ist ein Film und Billy Mahony ein Filmcharakter, HERRGOTTNOCHMAL.
Was ist es dann?
Spuk?
Es spukt nicht, in meinem Haushalt, die einzige, die dort ab und zu mal herümlich spukt, bin ich selbst. Nachts auf die Toilette oder am Kühlschrank, um zu trinken. (also am Kühlschrank - nicht aus der Toilette)
Aber ich verstecke dann nicht DINGE. Dinge, die ich brauche. Ich bin doch nicht beschauert.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich dahinter gekommen bin. Aber ich BIN dahinter gekommen. Es ist weder mein imaginärer Freund Harvey noch ist es Billy Mahony.
Es ist der HUND.
Wir haben eine Katze und einen Hund. Also, eigentlich haben wir  gar keinen Hund, der Hund ist , wie die Katze, eine Katze. Aber der Hund ist WIE ein Hund, also heißt er einfach nur noch Hund bei uns. Eigentlich heißt der Hund Frieda und ist ein zum Dahinschmelzen niedliches kleines Katzenmädchen, das auf Knopfdruck beginnt zu schnurren und Kulpen hat wie Wagenräder.
Zauberhaft.
Eigentlich.

Eigentlich ist die Frieda / der Hund aber auch einechtes kleines Monster, das einen nachts nicht schlafen lässt, einem morgens zum Aufwachen die kleinen Messerchen mit regelmäßigen Knetbewegungen ins Gesicht bohrt, dir die Haare von der Kopfhaut reißt, einem mit voller Wucht in den Spaßbereich springt, auf der Blase rumtrampelt, quäst, bis der Arzt kommt (also lautstark herummaunzt oder bellt, whatever), Blumenvasen kaputt schmeißt, Bilder von der Wand holt,  das Erdreich aus den Blumen rupft und in der Wohnung verteilt,  einen nicht in Ruhe die Notdurft verrichten lässt, permanet von hinten auf die Lisbeth  springt, sich wie  ein hammerkranker in der Kackdose (Katzenklo) suhlt – UND –  eben DINGE verschwinden lässt.

Ja, das ist der Hund. Deswegen heißt der Hund bei uns eben Hund oder auch gerne „Schuld“. Er ist eben an allem Schuld. Nicht Billy, Nicht Harvey, es ist Frieda. Das Hündchen.
Die Lisbeth – auch Biese genannt, also die Katze, die heißt alternativ auch „Vorwurf“, weil sie immerzu wie der lebende Vorwurf vorm leeren Futternapf sitzt. Mir geht gerade so durch den Kopf, vielleicht versteckt ja der Hund auch das Futter vom Vorwurf, so dass dieser nichts zu essen hat. Hmh, nee, kann eigentlich auch nicht sein, dafür ist der Vorwurf zu wohlgenährt.  (Cordula, das ist doch WINTERFELL!)

Gut, das Vorwurfsfutter nicht.
Aber die anderen Dinge.
Es fing an, mit dem Kartenlesegerät für die Digitalkamera. So schlimm ist das nicht, ich weiß, die Dinger kosten nicht die Welt. Blöd nur, dass in diesem Gerät auch die Speicherkarte mit 36 GB steckt, auf der all unsere Urlaubsfotos gespeichert sind. So knapp 1400. DU HAST DEN FARBFILM VERGESSEN, MEIN MICHAEL! (würde die Hagen dazu sagen)
Ganz toll, Hund.
Dann kam die E-Zigarette. Gut, sicher soll das ein Zeichen sein. Rauchen ist ungesund , egal WAS für Zigaretten, macht  faltig und hässlich und komische Geräusche beim Ein- und Ausatmen, früher oder später. Also lass es einfach sein, Kind. Die E-Zigarette ist weg. Gut so.
Danke für die gutgemeinte Unterstützung, Hund.
Der Mietvertrag.
Doch, ihr lest richtig. Der Mietvertrag. Auch der ist weg. Wieso ich das weiß, dass es der Hund war? Weil ich den Hund nun schon mehrfach dabei erwischt habe, wie er Papiere in der Wohnung von A nach B geschoben hat. Oder auch mal hinter den Schrank. Und da es ja Imagine- Harvey und Billy Mahony nicht sind, und ich genau weiß, wo ich den Mietvertrag hingelegt hatte, kann es ja nur noch der Hund sein.
Supi, Hund.
Ok, Lesegerät weg, Speicherkarte weg, E-Zigartte weg, Mietvertrag weg. Innerhalb eines Monats…Das geht noch.
Dann kam die Kette. Ein Geschenk für eine Freundin. Eine schöne Kette. Überraschender Weise ist auch diese weg.
Großartig, Hund.
Das Baguette habe ich bis heute nicht gefunden. Das Baguette, das der Hund irgendwann nachts vom Schrank gerupft hat und wild damit in der Wohnung rumgetobt hat.
Echt cool, Hund. Irgendwann wird das Baguette ja leben und mir von selbst entgegengekrochen kommen. Vielleicht hat es dann ja sogar noch ein paar Dinge huckepack. Wer weiß das schon.
Die Haarbürste. Hund, mit der Haarbürste bist du zu weit gegangen. Die Bürste brauche ich – ich brauche sie mehr als all die vorbenannten Dinge. Nein Hund, NICHT DIESE teure  Bürste!!! Du kommst ins Tierheim… (natürlich kommt der Hund nicht ins Tierheim, da hab ich ihn doch her!!!! Aber ich dachte mir, ich muss wirklich mal Sanktionen androhen!!!!)
Und das Hühnerbein. Auch das Hühnerbein dürfen wir nicht vergessen. Mein Schatz hat sein Essen komplett abgenagt, eigentlich war da eh nichts mehr zu holen.
Aber der Hund hat es nachts dennoch aus der Mülltüte geholt, um es einfach mal sicherzustellen - und – gottseidank hat der Vorwurf, dessen Napf schon länger als 5 Minuten leer war, das Hühnerbein im Hungerausch gefunden und dann im Wohnzimmer zerlegt. Sonst würde ich es dann wahrscheinlich beim Auszug finden, in irgendeiner Schatzkiste, die der Hund sich angelegt hat: Bei Farbfilm, Lesegerät, E-Kippe, Kette, Mietvertrag, Haarbürste, Baguettes, Dekoengeln und was weiß ich , was er bis zum Auszug noch alles dorthinschafft.
Und er  guckt dich dann so an:



Und? Was soll ich sagen? Es geht nicht. Du kannst dem Tier nicht böse sein. Es ist nicht möglich. Obwohl deine Urlaubsbilder weg sind, der Mietvertrag, der Schmuck, die Deko, das Essen, das Lesegerät und sogar die Haarbürste!
Und dann springt er auf die Vitrine, setzt sich vor die Orchidee, pult nach und nach das komplette Erdreich raus, springt damit wieder runter, je mit einem Brocken im  Mund und schiebt es nach und nach unter den Teppich (da bekommt doch der Begriff „untern Teppich kehren“ mal eine ganz andere Sichtweise) und du sitzt da, rollst zunäcähst mit den Augen und dann den Teppich das gefühlte zweihundertste Mal  wieder auf, um dich nochmals zu vergewissern, ob nicht doch dort die Dinge gelandet sind.
Sind sie nicht. Die Dinge sind weg. Und ich bin nicht böse. Ich kann nicht böse sein. Es geht einfach nicht. Die Option ist schlicht nicht gegeben.Vielleicht sollte ich mal bei ebay schauen…..
DU KANNST EINFACH NICHT BÖSE SEIN. NICHT EINE SEKUNDE LANG.

Schuld und Vorwurf, wir lieben euch wie unser Leben -  trotzdem……. oder gerade deswegen!


 

Donnerstag, 12. Februar 2015

von Alma und Wilma oder "wie ich immer müde bin"



So, hier ist er nun. mein erster Blog. Irgendwie  gehört das ja wohl fast schon zum guten ton, hab ich mir sagen lassen. ich hab mir aber auch sagen lassen, dass ich -die ich seit 30 jahren kurzgeschichten schreibe, das einfach mal mit anderen teilen sollte, weil es erfrischend zu lesen sein könnte, für den einen oder anderen. Und weil sich der eine oder andere vllt. wiederfindet. Manchmal.
also, worum geht es hier eigentlich?
Herr Doktor, ich bin immer müde, außer wenn ich schlafe, dann geht es.
ich bin immer müde. (vllt. erfrischt MICH das ja auch mit der Schreiberei.)
Müde sind wir ja alle, immer, oder? Oder fühlen uns so.
Nicht?
Naja, ich schon.
Ich bin ja auch nicht mehr die jüngste. Da kann man schon mal müde sein. Aber so wie ich? So oft? So sehr? Da stimmt doch was nicht. Also müssen wir das mal genauer untersuchen....
Nein, Gott behüte, ich habe natürlich keine Burn-Out oder so etwas. Ich bin einfach nur immer so müde. Es liegt bestimmt daran, dass ich zu wenig Sporcht mache. Ganz bestimmt. Also muss ich mehr Spocht machen. Aber ich bin irgendwie zu müde, um Spocht zu machen. Ich mein, ich geh ja auch malochen, tagaus, tagein, und komme erst abends nach Haus. Da wartet der Haushalt, die Katzen, alles muss irgendwie gemacht werden. Gute Ausrede :-) Aber das ist ja nun mal wirklich so. Ich hätte natürlich mehr Zeit für Sporcht, wenn ich nicht den ganzen Tag arbeiten ginge. Und nicht so müde wär....
Danach, davor, ......und dazwischen auch.
OK, was können wir noch tun? Die Ernährung. Die Ernährung ist auch, naja, sagen wir mal "suboptimal". Ich esse unregelmäßig, oft in Hektik und sicher nicht ausgewogen. Und zu wenig Eiweiß, sagt mein Freund. Mein Freund sagt aber auch, dass ich von dem, was ich esse, niemals im Leben auch nur ein Gramm zunehmen kann. Damit lag er schon mal falsch. Wird er mit  dem Eiweiß richtig liegen? Man weiß es nicht.
Aber ich habe ja immer einen Plan B. Immer. Wenn ich also nicht genügend Eiweiß und sonstige gute Stoffe zu mir nehme, über meine Ernährung, dann muss ich eben Pillen nehmen. Vitamit A, B, C, D, schieß-mich-tot, von hier bis nach Meppen. Vitasprint soll auch gut sein. Sagt jedenfalls die Hannerlore (Elsner). Und die muss es schließlich wissen, die war damit ja sogar in der Glotze.
Vitasprint hat auch nichts geholfen, ich jammere immernoch jeden morgen, wenn der Wecker klingelt "ich kann es nicht. Ich KANN es einfach nicht" Ich kann es natürlich, ich tu es ja auch, aber ich bin müde, wenn der Wecker klingelt. Ich bin auch noch müde, wenn ich mit der Faust das dritte Mal wieder drauf schlage. Immer. Nur wenn ich schlafe, dann geht es.
Dann kam die Idee: Almased ist das allheilende Mittel. Nicht etwa, weil man von Almased abnimmt, sondern weil es all die Ingredenzien hat, die einem genügend Energie zuführen. Aber WEM erzählst du du schon, dass du Almased nimmst? Ich sehe sie schon lachen, weil ich ja nicht abnehme, von Almased. Will ich ja auch gar nicht, jedenfalls nicht zwingend, also will ich schon, jede Frau will ja immer abnehmen, aber nicht von Almased. Ich will von Almased erstmal nur soviel Power haben ,dass ich Bäume ausreißen könnte. Und nie wieder müde bin...Außer wenn ich schlafe, Herr Doktor. Das soll nun aber keiner wissen. Also ist Almased meine Tante Alma. Tante Alma kommt einmal am Tag zu Besuch. Aber Tante Alma schmeckt nicht. Ich frage mich wirklich ernsthaft, wie Menschen mit Tante Alma losgehen können, statt mit einem Mittagessen. Aber Tante Alma gibt Energie. Mehr als die Mittagessen, die ich mir so reindrücke. Ohne jeden Zweifel. Es könnte natürlich auch ein reiner Placebo-Effekt sein, aber das soll mir dann ja mal egal sein.
Aber sie schmeckt halt nicht. B. So gar nicht.
Plan C: Tante Wilma. Es gibt nämlich auch noch die Billigvariante bei Rossman, die heißt Wellfit oder sowas. Das ist Tante Wilma.  Tante Wilma schmeckt lecker. Und Tante Wilma sieht auch schöner aus, so rosa und so joghurtich. Machen wir.
Aber jeden Tag Tante Wilma zu Besuch, nur damit ich nicht müde bin. Jeden Tag dieses Gerühre und Zerbrösel und Gemesse. Es nervt. Es nervt richtig.
Alma und Wilma kommen und gehen. Sie sind schon meine Patentanten, irgendwie.  Die Verwandtschaft kann man sich ja nun mal nicht aussuchen.Ich werde sie auch zu meiner Hochzeit einladen, bzw. ein paar Wochen vorher schon, damit das Kleid auch passt.....(wir Frauen können ja unmöglich ein Kleid kaufen, in dem irgendwo hinten drin, wo es sowieso keiner sieht, Kleidergröße 42 steht, oder?)
Ja, ich habe tatsächlich mehr Energie seit Alma und Wilma. Hat sich die Industrie mal was richtig gutes einfallen lassen. Alma ist sogar vegan, glaube ich.
Dennoch muss ich feststellen: Wenn der Wecker morgens klingelt, bin ich immernoch müde. Und ich denke immernoch "Ich kann es einfach nicht". Und ich hab mich immernoch in keiner Muckibude angemeldet.
Alles in allem glaube ich, mit 46 Jahren ist man einfach morgens müde. Und hat - besonders im Winter - keine Lust, aufzustehen.
That's all.
Satire aus.